Sie hat in Deutschland noch nicht die Bekanntheit, die sie verdient: Die wissenschaftlich fundierte Kulturanalyse von Denison. Höchste Zeit, sie hier einmal vorzustellen und zu beleuchten, was sie Organisationen bringt…
Immer mehr Organisationen knien sich in das Thema Unternehmenskultur. Gescheiterte Veränderungsvorhaben sind meist der Grund dafür. Dann wird klar, dass das Thema Kultur kein „weiches“ ist, sondern sehr konkret auf den Erfolg von Transformationen aller Art und damit auf Profitabilität und die gesamte Geschäftsentwicklung einzahlt.
Doch viele Organisationen tun sich schwer, das Thema konkret anzupacken: schwer greifbar, nicht messbar, zu weich. Und tatsächlich ist die „Messung“ der Kultur nicht trivial, denn berechtigte Fragen lauten: Wie misst man Kultur? Geht es um Werte, um Verhalten, um Haltung? Wer bewertet das und wie?
So manche Change-Beratung hierzulande bietet ihre selbst entwickelte Kulturanalyse an – Standardisierung, Systematik und wissenschaftliche Fundiertheit lassen allerdings oft noch zu wünschen übrig. Auch der damit verbundene Aufwand auf Unternehmensseite ist nicht unerheblich.
Aus Amerika kommt ein Tool zur Analyse und Entwicklung der Unternehmenskultur, welches all diese Schwachstellen nicht hat: Der Denison Culture Survey. Auch im deutschsprachigen Raum wird er bereits eingesetzt, aber er hat unserer Ansicht nach noch nicht die Bekanntheit, die er verdient.
Ich bin erklärter Fan (und zertifizierte Partnerin) von Denison – deshalb stelle ich die Kulturanalyse hier einmal in Form eines Steckbriefs vor.
Wann kommt die Denison-Kulturanalyse zum Einsatz?
Zum Beispiel immer häufiger bei Fusionen und Übernahmen, bei grundlegenden Turnarounds oder wenn eine Leistungssteigerung auf Team- und Mitarbeiterebene gewünscht ist. Oder ganz allgemein gesprochen: bei der Umsetzung und Verankerung von Transformationsprozessen.
Fragen, die Organisationen sich dann stellen, lauten beispielsweise: Wie stark ist das Erreichen unserer Ziele eigentlich von unserer Firmenkultur abhängig? Wie können wir das am besten analysieren und in geeignete Maßnahmen übersetzen?
Worauf guckt die Denison-Analyse, was wird analysiert?
Denison geht davon aus, dass die Kultur die Essenz einer Organisation ist. Es geht um instinktive, sich wiederholende Gewohnheiten und emotionale Reaktionen, die die Verhaltensweisen definieren. Salopp gesagt, ist für Denison Kultur „Was wir tun, wenn wir uns unbeobachtet glauben“.
Wichtig dabei ist: Die Denison-Analyse guckt auf die Werte, Einstellungen, Normen und Überzeugungen von Mitgliedern einer Organisation, ohne sie zu bewerten. Es geht nicht um „richtige“ oder „falsche“ Unternehmenskultur, sondern um eine gesunde Kultur, die auf die Unternehmensstrategie einzahlt.
Mithilfe eines standardisierten Fragebogens werden diejenigen Stärken und Schwächen eruiert, die die unternehmerische Leistung bestimmen und dann mit einer Benchmark verglichen. Das Denison-Modell stellt einen klaren Bezug zu Faktoren wie ROI, Kundenzufriedenheit, Marktanteil, Innovationskraft etc. her und zeigt sehr anschaulich die kulturellen Spannungsfelder auf.
Kann man als Organisation die Kultur überhaupt zielgerichtet ändern?
Kann man! Nämlich indem man Schritte einleitet, die Rituale, Gewohnheiten und Routinen zwangsläufig verändern. Das kann der Abbau von Hierarchien, mehr bereichsübergreifende Vernetzung, ein engerer Kundenkontakt, eine starke Vision usw. sein. Und da gibt es leider keine Standardrezepte, sondern es muss in einem ehrlichen Diskussionsprozess auf Basis der Analyseergebnisse genau definiert werden, auf welche Bereiche man sich fokussiert und welche Maßnahmen am besten zur Organisation passen. Idealerweise werden diese dann auch bei der Führungskräfteentwicklung berücksichtigt.
Übrigens stellen Unternehmen häufig fest, dass in unterschiedlichen Bereichen oder Niederlassungen auch unterschiedliche Kulturen herrschen. Daraus eine einzige Kultur zu formen, wäre die Quadratur des Kreises. Gerade in größeren oder internationalen Organisationen kann das natürlich nicht klappen. Hier geht es eher darum, gezielt dort anzupacken, wo kulturelle Merkmale die Geschäftsentwicklung hemmen, oder auch eine eher grobe gemeinsame Ausrichtung der Unternehmenskulturen zu definieren.
Was haben Organisationen konkret davon?
UnternehmenslenkerInnen sind ja naturbedingt zahlengetrieben und wünschen sich auch eine Messbarkeit ihrer Investitionen. Das Denison-Modell arbeitet mit einer Benchmark und Kennzahlen – so kann die Effektivität des gesamten Kulturtransformationsprozesses gemessen werden. Seit seiner Einführung im Jahr 1998 sind Daten von mehr als 3.000 Unternehmen in die Denison-Datenbank eingeflossen. Das Modell funktioniert auch als «Change Monitor», denn in der Regel wird die Analyse nach 12 bis 18 Monaten wiederholt, um den Erfolg zu tracken und gegebenenfalls bei den Maßnahmen nachzusteuern.
Wie sieht ein Praxisbeispiel aus?
Eine ehemalige Nummer 1 an ihrem Markt sieht sich seit einigen Jahren mit einem rückläufigen Marktanteil konfrontiert und wird langsam, aber sicher zum Übernahmeziel von Wettbewerbern. Bei der Kulturanalyse kommt heraus, dass der Teamzusammenhalt sehr stark ausgeprägt ist und bestehende Systeme, Strukturen und Prozesse sehr gut funktionieren. Die größten Schwachpunkte liegen allerdings in den Bereichen des organisationalen Lernens, der Vision sowie der Eigenverantwortung und Entwicklung von Mitarbeitern. Als der Geschäftsführer das Ergebnis sieht, sagte er ganz richtig: „Wir sind ein Team, das zusammen untergeht“ – und somit sind die Entwicklungsfelder offensichtlich.
Und warum arbeitet DIE VERSTÄRKUNG mit dem Denison-Survey?
Wir interessieren uns sehr für die kulturelle Seite von Veränderung, weil wir glauben, dass hier auch ein Grund liegt, warum viele Veränderungsprojekte immer noch scheitern. Einstellung von Mitarbeitenden ist eine starke, versteckte Kraft im Unternehmen, die – wenn sie positiv entwickelt wird – Berge versetzen kann.
Meine erste Begegnung mit Denison war, als ich in einer Fachzeitschrift las, dass ein Private-Equity-Investor seine Beteiligungen immer zuerst mit dem Denison-Modell einer „Cultural Due Diligence“ unterzog, um direkt die größten Entwicklungsfelder zu kennen. Das fand ich faszinierend.
Dann habe ich festgestellt, dass das Modell auf einem soliden Fundament jahrelanger Forschungsarbeit beruht und die statistische Analyse mit betriebswirtschaftlichen Kennzahlen verknüpft ist. Denison ist in über 50 Ländern weltweit präsent und der Survey kommt in jeder Art von Unternehmen in den verschiedensten Branchen zum Einsatz und ist in über 40 Sprachen übersetzt. Das hat mich überzeugt.
Die Website von Denison Europe: https://denisonconsultingeurope.com/de.
Bildnachweise: Denison Consulting Europe, marekuliasz/shutterstock.com.